Krähen sind schwer zu fotografieren. Unter den meisten Lichtbedingungen sind sie wie ein schwarzes Loch, das Licht schluckt und keines mehr hergibt – schwarze Katzen sind übrigens genauso. Diese Krähe saß hoch über unserer Terrasse im Wipfel auf der anderen Seite der Schwarzach, da, wo immer gerne Vögel sitzen – neben Krähen auch Türkentauben, Distelfinken und Grünfinken. Vor ein paar Jahren hatte in einem der Bäume dort auch ein Falkenpärchen sein Nest. Mit 1200mm Brennweite und einem angemessenen Zuschnitt ist mir dieses Porträt gelungen. Das Morgenlicht sorgt für einen Lichtreflex in seinen Augen und lässt die feine Struktur seines noch jungen Gefieders erkennen. Dass diese Krähe nicht zum schwarzen Loch in der Aufnahme geworden ist, mag einerseits am noch vergleichsweise tief stehenden Vormittagslicht, aber wohl auch an dem noch nicht ganz ausgebildeten Gefieder des Jungvogels liegen. Krähen kann man zwar dauernd fotografieren, aber nur selten gut.
Richtig gute Fotos, muss ich zugeben, erfordern eigentlich mehr, als ich an Aufwand investiere. Gute Tierfotos gelingen selten im Vorbei gehen, sondern sind Resultat aufwändiger Vorbereitung und viel Geduld. Heute ist für besondere Fotos auch mehr Nach- und Bildbearbeitung erforderlich, als ich zu investieren bereit bin. Da ich aber auch nicht danach strebe meine Bilder auszustellen oder gar glaube große Kunst machen zu müssen, ist das in Ordnung für mich. Mir genügt der Genuss beim Fotografieren und die kleine Kunst für mich privat und machmal findet ein Bild den Weg in eines meiner Bücher. Gerade für meine Fotoschule finde ich es wichtig Bilder zu zeigen, die auch für einen Amateur auch erreichbar sind.
Ich habe in den vergangenen Tagen viel über MFT geschrieben und es in Gegensatz zu Vollformat betrachtet. Eigentlich bin ich dieses Themas seit langem müde – eigentlich immer schon! Sollten wir uns nicht viel mehr damit beschäftigen, was wir wie fotografieren, anstatt immer nur womit? Doch leider wird ständig wiedergegebener Unsinn früher oder später zur allgemein akzeptierten Wahrheit, wenn er unwidersprochen bleibt. So wie der weit verbreitete Unsinn, dass Hummeln eigentlich gar nicht fliegen könnten, aber es doch tun, weil sie nicht wissen, dass sie es nicht könnten. Oder die Mähr, dass wir im Jahr im Schlaf acht Spinnen verschlucken, weil sie uns in den Mund krabbeln sollen.
Bleibt die undifferenzierte Propaganda gegen MFT unwidersprochen, wird sie früher oder später zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Ich weiß, dass ich auch das schon schrieb. Aber wie heißt es so schön? Nichts ist älter als die Zeitung von Gestern. Oder: Der Blog-Artikel von vor einem Jahr.
Bei all den Argumenten die ich für MFT ins Gefecht werfen möchte ich noch einmal betonen, dass mir wichtig ist, dass weder MFT noch sonst etwas die richtige Antwort auf alle Fragen ist. Dass ich mich dabei oft auf MFT vs. Vollformat beziehe, hängt damit zusammen, dass an der Stelle die Gräben verlaufen. Wenn ich der qualitativen Überlegenheit von Vollformat die Leichtigkeit von MFT gegenüberstelle, dann beziehe ich mich auf die beiden Extreme die der Markt zu bieten hat. Wenn ich behaupte MFT ist das bessere System für unterwegs und Vollformat für Studio und wenn Transportabilität bedeutungslos ist, ist das eine Zuspitzung und Vereinfachung. Die tatsächlich für den einzelnen perfekte Kamera kann sich an diesen Polen finden, aber ebenso gut in den Schattierungen dazwischen.
Natürlich kann man mit MFT problemlos im Studio fotografieren und professionelle Ergebnisse erzielen, wenn auch nicht mit der Auflösung, die Vollformat verfügbar machen würde. Natürlich kann man mit Vollformat unbeschwert durch die Lande ziehen, wenn man nicht mehr braucht, als die Kamera und ein Standardobjektiv oder -zoom. Natürlich kann man mit einer Vollformatkamera und einem entsprechenden Tele auch noch Tiere von der Größe eines Hirsches freistellen, wenn man bereit ist ein Mehrfaches von MFT in die Ausrüstung zu investieren, das Mehrfache des Gewichts zum Ansitzpunkt zu tragen und dann die Geduld hat, auf das Tier zu warten. Und natürlich gibt es zwischen MFT und Vollformat auch noch APS-C. Ich bezeichne APS-C immer als die goldene Mitte, das heißt, es bietet das beste aus beiden Welten, ist aber gleichzeitig natürlich auch ein Kompromiss zischen Transportabilität und Bildqualität.
Ich verstehe nicht, warum es bei der Betrachtung der fotografischen Technik immer darum geht, wer die beste hat – es ist wirklich nichts anderes als dieses dumme von Männern seit Menschengedenken ausgefochtene Spiel: Wer hat den längeren? Es ist doch eigentlich wirklich nur peinlich!
Ich kann es nur wieder und wieder betonen: Je unterschiedlicher die Systeme sind, die uns der Markt bietet, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass jeder genau die Kamera finden kann, die genau für ihn oder sie die perfekte Kamera ist. Der Verlust einer jeden Kameramarke und eines jeden Systems ist ein Verlust an Vielfalt. Man müsste schon sehr einfältig und/oder ignorant sein, sich das zu wünschen.
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