Olympus: »Wir werden die Imaging-Sparte verkaufen«.
Presse und Community: »Olympus stellt die Kamera-Produktion ein.«
Dass der Olympus-Konzern das Kamera-Geschäft abgibt ist eine beunruhigende Nachricht – für Freunde der Marke ebenso wie für die gesamte Foto-Branche. Fakt ist aber auch, dass von Einstellen der Kamera-Produktion keine Rede ist. Dass Unternehmen Bereiche ausgliedern oder abgeben, ist in der Wirtschaft ein ganz normaler Prozess. Dass Investoren sie aufkaufen um sie wieder profitabel zu machen ebenso. Das macht mir eigentlich keine Sorgen. Sorgen macht mir lediglich die hysterische Reaktion der Community. Da sind auf der einen Seite die, die seit Jahren mit viel Engagement die Stimmung für MFT vergiften, statt sich mit der eigenen Ausrüstung um gute Fotografien zu bemühen, auf der anderen Seite die Kunden der Marke, die nun überlegen das (möglicherweise) sinkende Schiff zu verlassen, und nicht zuletzt jene, die einsteigen würden, doch ob der Nachrichten verunsichert sind. Ich gebe zu, dass ich mich selber gerade frage, ob ich noch guten Gewissens zu Olympus raten kann.
Wer jetzt jedoch in einem Kurzschluss entscheidet seine Olympus-Ausrüstung zu verkaufen und zu einer anderen Marke zu wechseln, sollte sich vielleicht einmal diesen Artikel durchlesen. Achtung! Er ist seeehr lang!
Fakt ist, dass die ganze Branche leidet. Alle Kamera-Marken fahren Verluste ein. Fujifilm betreibt die Digitalkamera-Sparte als Hobby und könnte jederzeit darauf verzichten und hat Forschung und Entwicklung eingestellt. Nikon agiert seit längerer Zeit am Rande der Insolvenz. Sony gliedert und strukturiert regelmäßig um – die Investoren die jetzt Olympus übernehmen, haben unter anderem Vaio von Sony übernommen. Der Konzern ist auch nicht besonders berühmt dafür an etwas festzuhalten, das kein Verkaufsschlager ist. Canon scheint vergleichsweise gut dazustehen – gut heißt, geringere Verluste – und hat – anders als Sony – Fotografie in den Genen. Wer also einen sicheren Hafen sucht …
Ich würde den sicheren Hafen aber nicht in APS-C suchen. Das mittlere Format leidet ebenso unter dem zunehmenden Preisdruck durch immer billiger werdende Vollformatmodelle. Abgesehen von APS-C bei Fuji, wo man neben APS-C nur Mittelformat hat, mag ich nicht so recht an eine lange währende Zukunft von APS-C bei Nikon und Canon glauben. Ich meine: Wozu für kaum weniger Geld eine Kamera mit kleinerem Sensor kaufen, wenn das Equipment noch nicht einmal nennenswert kleiner ist? Und Spiegelreflex? Wer auf dieses Pferd setzt, investiert wohl ziemlich fix in einen sterbenden Gaul.
War da nicht noch was? Ach ja! Panasonic. Aber jetzt Olympus-MFT verkaufen um auf Panasonic-MFT umzusteigen? Sinnvoll ist anders. Sollten Panasonics MFT-System ein längeres Leben beschert sein, als dem Label Olympus, kann ich später jederzeit immer noch umsteigen, ohne ein einziges Objektiv aufgeben oder mit drastischem Verlust verkaufen zu müssen. Und wenn nicht? Dann ist MFT ein offenes System. Jeder kann jederzeit in diesen Markt einsteigen und versuchen die Lücke zu füllen, sollten Olympus und Panasonic keine Kameras mehr dafür entwickeln. Ob das bei den proprietären Systemen von Nikon, Canon, Sony oder Fuji ebenso der Fall wäre?
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